Auf dem Land- und Seeweg nach China

7. Von Aqtau nach Baikonur

Die Gruppe, die sich auf dem Schiff zusammengefunden hat, besteht aus einem Schweizer Pärchen, zwei Engländern, die aber getrennt unterwegs sind, einem Kasachen und aus uns beiden. Wir alle zusammen haben uns zunächst am Bahnhof von Aqtau die Tickets für die Weiterfahrt besorgt.

Das war aber nicht einfach. Denn das Warten in einer Schlange scheint hier nicht üblich zu sein. Statt dessen bewegt man sich in einer dichten Menschentraube langsam nach vorne zum Schalter. Immer, wenn jemand fertig ist, wird neu ausgehandelt, wer als nächstes dran ist. Ein Mann, der viel stärker war als wir, konnte uns lautstark davon überzeugen, dass er vor uns dran war, obwohl wir ihn bis dahin noch nicht vor uns gesehen hatten.
 
Als wir endlich an der Reihe waren, erhielten wir die Information, dass der nächste freie Zug nach Baikonur erst in sechs Tagen fahren würde. Das kam für uns nicht in Frage. An einem anderen Schalter hieß es, dass es auch schon in drei Tagen gehen würde. Aber an dem Schalter gab es nur die Info, jedoch keine Tickets. Unsere Schweizer Freunde, die wieder an einem anderen Schalter standen, konnten dagegen gleich für den nächsten Tag Tickets bekommen. Freundlicherweise haben Sie auch für uns welche besorgt.
 

Am Ende waren wir alle erfolgreich, aber auch fertig mit den Nerven. Gemeinsam sind wir dann in einem guten Hotel in der Nähe des Bahnhofs untergekommen.

Am nächsten Tag hatten wir noch Zeit, weil unser Zug erst am Abend ging. Es gibt hier auch einen Strand am kaspischen Meer. Aber weil es sehr kalt und stürmisch war, haben wir es bei einer Rundfahrt durch die Stadt belassen.

Interessant fanden wir, dass hier viele Straßen nur Nummern als Namen haben. Das kommt wohl noch aus sowjetischer Zeit, als Aqtau wegen der hier ansässigen Nuklearindustrie eine geschlossene Stadt war, wo alles geheim gehalten wurde, sogar die Straßennamen.

Unseren Zug haben wir dann noch rechtzeitig erwischt. Das war in unserem Fall nicht selbstverständlich, denn in Kasachstan wird die Abfahrtszeit auf einem Ticket immer in Almaty-Zeit angegeben. Das haben wir nur zufällig noch vorher erfahren. Ohne diese Information kommt man leicht eine Stunde zu spät, denn Almaty liegt über 2000 km weiter östlich und ist der Zeit in Aqtau um eine Stunde voraus.

Alle paar Stunden hält der Zug in einem Bahnhof für bis zu 30 Minuten, so dass man sich die Beine vertreten kann.

Aus dem Fenster sehen wir die endlose Steppe und immer wieder Kamele.

Wir befanden uns in einem Schlafwagen mit offenen Abteils. 

In so einem Wagen gibt es acht Abschnitte mit jeweils 2 mal 2 Betten übereinander. Auf der anderen Seite des Gangs gibt es jeweils nochmal zwei Betten übereinander längs zur Wand. Unsere Betten lagen längs zur Wand.

Fahrgäste, die größer als 1,80 sind, müssen sich ein wenig falten, um reinzupassen.

Zuerst dachten wir, dass die anderen Fahrgäste keine Notiz von uns nehmen. Aber dann hat die junge Frau links im Bild uns gefragt, ob wir Englisch sprechen. Von da an war das Eis gebrochen. Wir wurden zum Tee eingeladen und haben uns gut unterhalten. Auch mit den Fahrgästen aus den anderen Abteils in unser Nähe hatten wir von da an netten Kontakt.

In der Nähe von Aralsk konnte man dieses Gewässer sehen. Es ist nicht der Aralsee selbst, denn der ist zum großen Teil ausgetrocknet und von der Bahnlinie aus nicht mehr zu sehen. Aber es könnte ein Überbleibsel von dem einst großen See sein.

Im Zug haben wir dann erfahren, dass wir in Baikonur zwar aussteigen aber zu keinem Hotel gelangen könnten. Denn die eigentlich Stadt ist unter russischer Verwaltung und nur mit Sondergenehmigung zugänglich. Wir haben uns deshalb entschieden, eine Station vorher, etwa 100 km vor Baikonur, auszusteigen.

Die beiden Frauen aus dem Nachbarabteil haben sich rührend darum bemüht, für uns noch aus dem Zug heraus telefonisch ein Hotel zu organisieren. Und beim Halt im Bahnhof haben sie nicht locker gelassen, bis sie uns in ein Taxi zum Hotel gesetzt hatten.

Vorher, zum Abschied, haben wir noch ein Foto vor dem Zug gemacht. Hier sieht man auch die nette Zugbegleiterin, die für unseren Waggon zuständig war. Sie hat immer mit großer Freundlichkeit für das Wohlbefinden der Fahrgäste gesorgt. Sie hat aber auch streng durchgegriffen, wenn jemand die Tür zum nächsten Wagon offen gelassen oder auf andere Art gestört hat. Wir waren aber immer brav.

So sind wir dann in der Stadt Ayteke Bi gelandet.

Der Bahnhof spielt hier eine große Rolle. Von überall her hört man immer wieder den tiefen, majestätischen Klang aus dem Horn eines Zuges, Tag und Nacht.

Etwas weiter weg vom Zentrum sieht der Ort mehr wie ein Dorf aus.

In der Umgebung gibt es zahlreiche Friedhöfe, die aus der Entfernung wie orientalische Städte aus Tausend und einer Nacht wirken.

Der Ort Ayteke Bi lag früher auch mal ganz in der Nähe des Aralsees. Ein Zeugnis davon haben wir auf einem verlassenen Gelände am Bahnhof gefunden.

Wir waren hier zwei Tage. Und natürlich haben wir immer wieder gut gegessen. 

Morgen, am Mittwoch den 25. September, werden wir dann endlich nach Baikonur weiterfahren. Mittwoch morgens fährt leider kein Zug dort hin, so dass wir wahrscheinlich ein Taxi nehmen werden. Wir hoffen, morgen in Baikonur einen sehr spannenden Tag zu erleben. 

 

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