Auf dem Land- und Seeweg nach China

15. Peking

Wikipedia ist in China geblockt. Deshalb kann ich nicht mal eben nachsehen. Aber irgendwo anders habe ich gelesen, dass Peking auch so um die 20 Millionen Einwohner hat. Trotz der Größe hat die Stadt nur wenige Wolkenkratzer. Hier gibt es wohl keine Platzprobleme und daher wird hier mehr in die Fläche gebaut. So ist es auch mit dem zentralen Platz dieser Stadt, dem Platz des Himmlischen Friedens. Dieser ist so groß, dass man ihn nicht mit einem Blick und schon gar nicht mit einem Foto erfassen kann.

In der Mitte des Platzes steht das Mausoleum von Mao. Das dunstige Wetter ist typisch für Peking.

Es gibt aber auch schon mal schönes Wetter in Peking.

Am Kopf des Platzes befindet sich das Tor zur sogenannten Verbotenen Stadt. Dort hat früher der Kaiser residiert. Den normalen Untertanen war es nicht erlaubt, das Gebiet hinter diesem Tor zu betreten. Daher der Name.

Auf der breiten Straße vor dem Tor fahren an normalen Tagen die Autos.

Aber an großen Festtagen ist das die Straße, wo Truppen im Gleichschritt durchmaschieren, Panzer rollen und Raketen zur Schau gestellt werden. Das war zuletzt zu sehen bei den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublick China. Die Bilder dazu liefen hier land auf land ab den ganzen Tag im Fernsehen. Vermutlich kam das auch bei uns in den Nachrichten. Der Name dieses Ortes passt also gar nicht zu seinem eigentlichen Verwendungszweck. Platz der militärischen Machtdemonstration wäre treffender.

Bei solchen Feierlichkeiten wird das Tor zur Verbotenen Stadt als VIP-Tribüne verwendet. Und weil direkt unter der VIP-Trübine dauerhaft ein großes Bild von Mao hängt, ist dieses dann immer im absoluten Brennpunkt der Fernsehbilder zu sehen. Ebenso muss jeder Besucher, der in die Verbotene Stadt will, genau unter diesem Bild hergehen. An Mao kommt man hier also nicht vorbei. Er wird einem regelrecht aufs Auge gedrückt.

Ärgert das die Leute nicht? Wer heute über 60 ist, muss doch selbst die Hungersnöte erlebt haben, unter denen China zur Zeit Maos gelitten hat. Wie kann man Mao da heute noch so glorifizieren? Das ist noch weniger zu verstehen, wenn man an die unfassbar rasante Entwicklung denkt, die nach Maos Tod in China stattgefunden hat.

Bei den langen Zugfahrten und auch sonst habe ich immer wieder Gelegenheit mit einzelnen Leuten darüber zu sprechen. Die Antwort lautete jedes Mal, dass er der revolutionäre Gründervater sei und daher alles andere nicht zähle. Nur einer hat mal gesagt, dass die Regierung sich vermutlich nicht traut, einen Bruch in der Entwicklung zuzugeben. Es könnte ihre Authorität untergraben.

Aber die Leute sehen auch nicht so aus, als würden sie mit der Faust in der Tasche unter dem Bild von Mao hergehen. Vermutlich finden sie die Idee von dem ungebrochenen Entwicklungsbogen gut. Es kommt ihnen vielleicht entgegen und macht sie stolz. Sie wirken jedenfalls insgesamt fröhlich und zufrieden, hier und auch ansonsten auf meiner Reise.

Man hat das Gefühl, jeder Chinese muss mindestens einmal im Leben die Verbotene Stadt besucht haben. Jedenfalls strömen die Leute in Massen hier her.

Es war nicht leicht für mich, in die Verbotene Stadt hinein zukommen. Die Einheimischen kaufen ihr Ticket alle online. Mir ist dieser Weg versperrt, denn die Internetseiten dazu gibt es nur auf chinesisch. Ausländische Touristen kommen normalerweise über eine geführte Tour rein und erhalten so automatisch ihr Ticket. Ich dagegen brauche einen Ticketschalter.

Im riesigen Eingangsbereich gibt es keinen Hinweis auf einen Ticketschalter. Trotzdem habe ich ihn gefunden. Allerdings versperrte dort eine Frau den Weg. Sie hielt ein Schild in der Hand, auf dem zu lesen war: "sold out". Später sind mir allerdings Zweifel gekommen, ob das stimmte.

Jedenfalls, wenn man hier lange genug rumsteht, dann wird man von Leuten angesprochen, die einem ein Ticket unter der Hand verkaufen wollen. Der Erste tat sehr konspirativ. Ich bestand aber darauf, das Ticket vor dem Kauf sehen zu können. Zum Glück, denn es wäre kein Ticket gewesen, das mir Zugang zur Verbotenen Stadt verschafft hätte.

Irgendwann bin ich dann an eine Händlerin geraten, die vor meinen Augen ein Online-Ticket für mich gebucht hat. Sie brauchte dazu nur meine Passnummer. Ohne Papierticket, nur mit meinem Pass, konnte ich dann sofort rein. So hat es 5 mal mehr gekostet, als normal. Aber weil der Normalpreis relativ niedrig ist, hat es die Reisekasse nicht gesprengt.

In der verbotenen Stadt reiht sich dann eine kaiserliche Halle an die andere. Insgesamt sind es 10. Und es gibt noch viele kleinere Hallen an den Seiten des Geländes. Alle haben sie blumige Namen, wie z.B. "Halle höchster Harmonie" oder "Palast der himmlischen Reinheit". Auch diese Namen bezeichnen ganz sicher nicht das, was dort wirklich stattgefunden hat. Jetzt wissen wir aber, wo der Brauch der phantasievollen Namensgebung herkommt.

Man kann diese Hallen nur von außen betrachten. Nur manchmal darf man durch ein Fenster in das Innere sehen.

Allerdings gibt es oft ein großes Gedränge vor einem solchen Fenster.

Ansonsten gibt es noch sebr schöne Bronze-Skulpturen in der Verbotenen Stadt zu bewundern.

Die zweite große Sehenswürdigkeit von Peking ist die Chinesische Mauer. Sie befindet sich weit draußen vor der Stadt. Auch diese Sehenswürdigkeit war für mich schwer zu erreichen. Man benötige zwei Züge, um dort hin zu gelangen. Beim ersten Versuch fuhr der zweite Zug an dem Tag nicht mehr. Aber an einem anderen Tag hat es dann geklappt.

Kunsthistoriker würden beim Betrtachten dieses Abschnitts der Chinesischen Mauer die Nase rümpfen. Denn hier ist eigentlich nichts mehr alt. Dieser Teil der Mauer wurde bei der Restaurierung komplett neu aufgebaut. Die Einheimischen stört das aber nicht. Sie strömen in Scharen.

Und ich war auch zufrieden. Die vollkommen intakte Mauer sieht halt so schön aus auf dem Foto.

Zurück in Peking bin ich dann noch viel durch die Stadt gestreift. Hier sind ein paar zufällige Ansichten, damit man mal einen Eindruck von der Stadt bekommt.

 

 

Nur ganz selten trifft man noch auf alte Stadtteile. Vermutlich gibt es jetzt schon Pläne, solche Stadtteile auch noch abzureißen, um Hochhäuser hinzusetzen.

Bei alledem hat Peking ein extrem gutes Metro-System. Es ist sehr dicht und unglaublich gut beschildert. Sogar ein chinesischer Analphabet wie ich, findet sich hier leicht zu Recht. Alles ist auch auf englisch klar und deutlich beschriftet. Die Bahnen haben einen sehr engen Takt. Jede Linie hat ihren eigenen Bahnsteig. Besonders gut fand ich die Schranken vor den Zügen, die es hier an jedem Bahnsteig gibt. Warum haben wir so was nicht?

Auf dem Weg durch die Stadt habe ich diesen jungen Mann getroffen. Wir kamen ins Gespräch. Er erzählte davon, wie stolz er auf China sei, weil es eine so unglaubliche Entwicklung durchgemacht hat. Nur Amerika wolle das nicht anerkennen. Er selbst hat ganz offenbar sein Glück gemacht, denn er ist Besitzer eines großen BMW.

Jetzt habe ich es also tatsächlich mit Bus und Bahn bis nach Peking geschafft. Das ist ein kaltes Bier wert.

Nun wird es Zeit, sich auf den Rückweg zu machen...

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