Inzwischen habe ich den Bogen raus. Die über 1700 km von Dunhuang nach Xian habe ich mit Bus und Bahn in 7 leichten Schritten zurückgelegt. Damit das klappt, braucht man etwas Vorwissen und ein paar Tools. Dann geht es ganz einfach.
1. In Dunhuang vom Hotel aus zu Fuß zur Haltestelle für spezielle Busse
Irgendjemand hat in den letzten Tagen mal gesagt, dass Bus Nr. 12 zum Bahnhof rausfährt. Aber wo fährt der Bus los? In der ganzen Stadt sieht man keine Nr. 12 fahren. Fragen kann man hier niemanden, der einem das erklären könnte. Chinesische Buspläne, falls überhaupt vorhanden, kann ich nicht lesen. Irgendwann stellt man fest, dass alle Ziele, die weit draußen vor der Stadt liegen, von speziellen Bussen bedient werden, die alle in einer kleinen Seitenstraße am Rande der Innenstadt losfahren. Also vom Zentrum aus dort hingehen ist der erste Schritt.

2. Mit Bus Nr. 12 raus zum 10 km entfernten Bahnhof von Dunhuang.
In China liegen Bahnhöfe meistens weit draußen vor der Stadt. Manchmal sind es 40 km und mehr. Hier sind es zum Glück nur 10 km. Also mit dem Bus Nr. 12 dort hinfahren ist der zweite Schritt. 
3. Vom Bahnhof von Dunhuang aus mit dem Nachtzug nach Lanzhou
Den Zug habe ich über das Internet vorab gebucht, nämlich über die Seite travelchinaguide.com. Das ist mein erstes Tool. Es ist gut und funktioniert auch hier in China. Das ist nicht selbstverständlich, denn viele gute Seiten sind hier geblockt.
Es wäre einfach zu mühsam gewesen, nur für den Ticketkauf vorab raus zum Bahnhof zu fahren. Vorher wollte ich das Ticket aber schon haben, denn die Züge sind hier immer voll. Und ich wollte einen sogenannten "Softsleeper" erwischen, also einen Schlafwagen mit leicht gepolsterten Betten.

Das hat wunderbar geklappt und am nächsten Tag kam ich ausgeruht am Bahnhof in Lanzhou an. So wie die Züge hier in China auf die geplante Sekunde losfahren, so kommen sie auch an. Auch dieser Zug erreicht wenige Sekunden vor 09:15 das Ziel, also genau nach Fahrplan.

4. In Lanzhou mit dem Bus Nr. 1 quer durch die Stadt zum West-Bahnhof
Die meisten Städte in China haben mehr als einen Bahnhof, die oft weit auseinander liegen. Mein nächster Zug soll ein Schnellzug sein. Soche Züge fahren hier vom West-Bahnhof ab. Wie kommt man da hin? Natürlich ginge auch ein Taxi. Aber hier setze ich mein zweites Tool ein, nämlich die Internetseite wikivoyage.org. Dort findet man zu jeder Stadt auf dieser Welt eine Art Dossier, wie man wo mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin und her kommt. Das habe ich am Abend vorher studiert. Demnach muss ich Bus Nr. 1 nehmen. Zum Glück kann man wenigstens die Nummern auf den Bussen lesen.

Ich setze mich also einfach in so einen Bus rein, als würde ich mich hier auskennen. Nach einer halben Stunde Fahrt quer durch das Verkehrschaos dieser Stadt bin ich am richtigen Bahnhof.

5. Von Lanzhou aus mit dem Bullet-Train nach Xian-Nord
Diesen Schnellzug hatte ich noch nicht vorgebucht, weil ja bis dahin unbekannt war, wann genau ich hier sein würde. Also geht es an den Schalter, um ein Ticket zu kaufen. Es sollte ein Fensterplatz sein, erste Klasse. Ich kann kein Chinesisch. Die Frau am Schalter kann kein Englisch. Hier kommt mein drittes Tool zum Einsatz, die App Google Übersetzer. Die Grundfunktion ist auch offline verfügbar und ist damit auch in China verwendbar. Man muss nur vorher die nötige Sprache heruntergeladen haben.
Damit ist es kein Problem und ich habe schnell mein Ticket. Aber ich muss mich beeilen. Der Zug fährt gleich ab. Ich renne durch die riesige Bahnhofshalle, die wieder wie ein Flughafen aussieht. Schon sitze ich drin und es geht los. Es ist ein sogenannter Bullet-Train, gefühlt so schnell wie eine Gewehrkugel. Nach 6 Stunden rasender Fahrt kommen wir in Xian am Bahnhof an.

6. Vom Nord-Bahnhof mit der Metro Linie 2 ins Zentrum von Xian
Auch dieser Bahnhof liegt wieder weit draußen vor der Stadt. Aber dank meiner Tools weiß ich schon vorher, dass die Metro Linie 2 mich in ca. 20 minütiger Fahrt in das Zentrum der Stadt bringt.

7. Von der Metro-Haltestelle zu Fuß zum Hotel mitten in Xian.
Xian ist eine Mega-Stadt mit mehreren Millionen Einwohnern. Da ist es auch zu Fuß nicht ganz einfach sich zu Recht zu finden. Da ich unterwegs kein Internet habe und gängige Apps wie z.B. Google-Maps hier auch mit Internet nicht funktionieren, kommt hier mein viertes Tool ins Spiel, nämlich die App Mapp.Me. Diese App kann die Position über das immer verfügbare GPS anzeigen. Das funktioniert auch offline, wenn man vorher die nötigen Karten heruntergeladen hat.

So ist der Weg vorbei an riesigen Hochhäusern zum Hotel schnell gefunden.
Das war's
Am Abend des Vortages war es losgegangen. Nachts hatte ich während der Fahrt gut geschlafen. Danach ging es immer lückenlos weiter, geradzu atemlos. Am Nachmittag des Folgetages war ich da, über 1700 km weiter. Auch echtes Surfen ist nicht leicht, aber es sieht leicht aus, wenn man weiß, wie es geht. So ging es mir auf diesem Abschnitt der Reise bei der Fahrt durch China mit Bus und Bahn. Deshalb finde ich, der Begriff "Surfin' China" trifft die Sache gut.