Lahore hat mehrere Gesichter. Jenes, das sich mir zuerst zeigte, ist sicher nicht die Postkartenansicht von Lahore.

Der Weg in diese Mega-Stadt wurde noch dadurch erschwert, dass ich an einen komischen Polizisten geriet. Er zog mich bei einer Polizeikontrolle draußen vor der Stadt aus dem Bus. In einem tristen Container, bei schummrigen Licht, untersuchte er meine Papiere und behauptete, das Visum sei nicht in Ordnung. Mit gedämpfter Stimme erklärte er dann, es läge nun an mir, das Problem zu lösen. Ich hätte die Wahl zwischen Hotel oder Gefängnis.
So eine Situation kenne ich schon aus anderen Ländern, auch in Europa. Mein Strategie dagegen ist, sich so lange wie möglich dumm zu stellen. Und wenn es zu unverblümten Forderungen kommt, dann eine absolut kompromisslose Haltung einnehmen. Das hat auch hier funktioniert. Ohne irgendwelche Gebühren oder sonstige Abgaben gezahlt zu haben, konnte ich schließlich gehen. Der einzige Nachteil war, dass mein Bus inzwischen weg war.

Mit den Taxifahren, die es auch hier am Stadtrand zur Genüge gibt, konnte ich nicht handelseinig werden. Keiner wollte mir verraten, wieviel die Fahrt zum Hotel ungefähr kosten würde. Aus Trotz, und um meinen Adrenalinspiegel zu senken, beschloss ich, zu Fuß in die 20-Millionen-Stadt reinzulaufen.
Der Verkehr ist mörderisch. Fußgänger haben keine Rechte. Von überall her schießt ein Fahrzeug heran. Fette SUVs stellen sich rücksichtslos in den Weg. Dazu herrscht ein höllischer Lärm, verursacht von den unzähligen Zwei- und Dreirädern, die hier wie irre durch die Gegend rasen. Die Luft ist entsprechend.


Auf diese Weise habe ich eine vermutlich typische Vorstadt von Lahore kennengelernt.

Besonders auffallend ist das Kabelgewirr, das überall an den Strommasten zu sehen ist.

Der Einstieg in Lahore war also schwierig. Die Situation sollte sich aber bald verbessern.